Final Fantasy XIII: Rollenspiel-Dino auf dem Weg in die Eiszeit?

Fragt man gestandene Gamer aus glorreichen PlayStation-1-Tagen, welches das beste Spiel für die erste Sony-Konsole war, dürften nicht wenige Final Fantasy VII nennen. Das Nippon-Rollenspiel hatte eine beeindruckende Grafik, eine unglaublich dichte Atmosphäre und eine zwar  japanisch-abgedrehte, aber sehr spannende Geschichte. Nun, 13 Jahre später, steht Teil 13 in den Läden.


Story:
Ein Zug voller vermeintlicher Kontaminierter donnert die Schienen der fliegenden Stadt Cocoon entlang. Die staatlich angeordnete Deportation findet statt, da die Bewohner möglicherweise Kontakt zu den gefährlichen Mächten der Unterwelt hatten, der Pulse-Fal’Cie. Einmal von ihr berührt, wird man selbst zu einem ihrer Diener, ein so genannter Pulse-L’Cie. Zu einem Verdammten, der den Frieden von Cocoon bedroht. Im Zug sitzt auch die ehemalige Soldatin Lightning. Anders als ihre Mitgefangenen, will sie bewusst deportiert werden um ihre Schwester Serah zu retten, die selbst zu einer Pulse-L’Cie geworden ist. Lightning schaltet die Wächter aus und bringt den Zug zu stehen. Als sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester macht, heftet sich der Gefangene Sazh an ihre Fersen. Unabhängig von den beiden, ist auch der Verlobte von Serah, der bullige Snow, auf dem Weg zu seiner Geliebten. Schließlich erreicht die ungleiche Truppe, ergänzt durch die unbekümmerte Vanille und den frisch-gebackenen Waisen, Hope, Serah und die Quelle allen Übels: die Pulse-Fal’Cie. Der Kampf gegen das verhasste Monster verläuft unglücklich. Nachdem die Fal’Cie vermeintlich geschlagen scheint, reißt es die Gruppe mit in die Unterwelt und schlimmer noch: ein jeder Einzelne trägt von nun an die Stigmata eines L’Cie. Ein Wettlauf gegen das vermeintlich sichere Todesurteil beginnt!

Spieleindruck:
Ich habe selten in meiner Videospiele-Karriere einen derart zähflüssigen und langatmigen Start in einem Game erlebt. Mehrfach musste ich unterbrechen und mich zwingen weiter zu spielen. Für das öde Feeling gibt es einige Gründe. Die ersten beiden Kapitel, die den „Prolog“ darstellen, brauchen sehr viel Zeit. Man lernt dabei die verschiedenen Party-Mitglieder kennen. Final Fantasy XIII macht sich aber nicht einmal ansatzweise die Mühe, die abstrakte Fantasy-Welt dem Spieler zu erklären. Viel mehr wird man einfach ins eiskalte Wasser geworfen und mit vielen unverständlichen Dialogen in Cutscenes zu gebombt. Neben der kruden Geschichte, die völlig an einem vorbei geht, steuert man seinen Charakter durch enge schlauchförmige Korridore, die linearer nicht sein könnten. Nach drei bis vier Gegnerformationen wartet auch schon die nächste Cutscene auf einen. Dieses Konzept wird bis zum Erbrechen wiederholt und man fragt sich bald, ob es nicht besser gewesen wäre, komplett auf die Alibi-Kämpfe zwischen den Sequenzen zu verzichten. Die Protagonisten kommen in diesen sehr überzeichnet rüber, wohlwollend könnte man sie als „typisch japanisch“ bezeichnen. Persönlich war mir keiner der Charaktere sympathisch.

Schlimmer wiegt jedoch das völlige Fehlen von Erfahrungspunkten im klassischen Sinne für gewonnene Kämpfe und direkte, transparente Auflevel-Möglichkeiten der Charaktere. Zwar kommt ab Kapitel 3 eine Abwandlung des „Sphärobretts“ aus Teil 10 hinzu und es gibt endlich verwertbare Punkte für die Kämpfe, jedoch ist nicht wirklich erkennbar, inwieweit sich die neu erreichten  Fähigkeitsstufen auf die Fights auswirken. Daneben kann man außerdem durch wechseln der Ausrüstung Einfluss auf die Skills der Charaktere nehmen. Im Zuge der Verstümmelung des Rollenspielparts, steuert man in Kämpfen nur noch eine Figur, die anderen Party-Mitglieder agieren selbstständig. Diesen kann man allerdings zuweisen, ob sie eher offensiv, defensiv oder heilend-unterstützend agieren sollen, was soweit auch ganz gut funktioniert, die Kämpfe aber ein wenig zur Farce verkommen lässt, da sie recht einfach werden. Gekämpft wird übrigens im bekanntem „Active Time Battle“-System. Läuft man in einen der Gegner hinein, die in der Spielewelt umherirren, gelangt man in eine spezielle Kampfkarte. Widersacher werden nicht direkt vermöbelt, sondern man wählt aus, welchen Feind man angreifen will und ob man ihm mit dem Schwert eins überbraten oder lieber mit Zauber oder Items, wie Bomben, zusetzen möchte. Das Ganze läuft dynamisch ab und wenn man zu lange braucht um sich für einen Angriff zu entscheiden, kommen die Monster einem zuvor.

Grafisch gibt es drei Qualitätsstufen: die wirklich bombastischen, hochaufgelösten Render-Videos – das Markenzeichen von Square Enix, die Cutscenes, die in rauen Mengen vorkommen und in Spielgrafik gehalten sind, jedoch durch tolle Kameraeinstellungen und klasse Animationen glänzen und dann gibt es noch die allgemeine Spielgrafik, welche auch nett anzusehen ist, aber manche Bodentexturen, hie und da, doch ein wenig langweilig und platt wirken, zudem läuft der Charakter recht hölzern-animiert durch die Gegend. Soundtechnisch gibt es wenig zu meckern, wobei ich schon insgeheim darauf gehofft hatte, ein paar mehr klassische „Final Fantasy“-Sounds hören zu dürfen.

Nicht unerwähnt sollten die Qualitätsunterschiede zwischen der Xbox-360- und der PlayStation-3-Version bleiben. Während die PlayStation 3 ja bekanntlich auf die Bluray-Technik setzt und somit satte 50 GB zur Verfügung hat, schlummert in der Microsoft-Konsole nur ein DVD-Laufwerk. Final Fantasy XIII kommt mit 3 DVDs und stark komprimierten Videos auf der Xbox 360 daher. So „genießt“ man die Render-Zwischensequenzen nur noch mit 720p (anstatt in 1080p-Full-HD-Auflösung der PS3-Version) und das eigentliche Spiel läuft lediglich in 576p (PS3: 720p).


Pro:
+            Fantastische Render-Zwischensequenzen
+            Tolle Präsentation
+            Schöner Soundtrack
+            Sehr lange Spieldauer
+            Sehr gute englische Synchronsprecher

Contra:
-               Krude Story
-               Undurchsichtiges Auflevel-System
-               Sehr linear
-               Langatmiger Story-Aufbau
-               Unsympathische Protagonisten
-               Teils arg freie deutsche Übersetzungen in den Untertiteln zur englischen Sprachausgabe

Fazit:
Final Fantasy VII zählt auch zu meinen Alltime-Favorites. Auch der achte, neunte und sogar der zehnte Teil waren absolut großartig. Square Enix hat es allerdings nicht geschafft, die Talfahrt, die mit dem zwölften Teil (Teil elf ist auszuklammern, da es ein reines Online-Rollenspiel ist) begann, zu stoppen. Die Story von Final Fantasy XIII ist sehr wirr erzählt und das Gameplay so öde und eintönig, dass man entweder hoch bezahlt oder mit einer Knarre bedroht werden muss, um sich bis zum Ende durchzubeißen. Das ist kein RPG-Spaß mehr, sondern reinste Folter! Selbst die genialen Zwischensequenzen halten einen nicht mehr bei der Stange. Wirklich schade, aber hier stirbt ein Riese. Hoffentlich erspart Square Enix uns und sich einen 14. Teil, es sei denn, sie finden wieder zur alten Brillanz zurück! (Text: Pascal Scheib)

Final Fantasy XIII ist für Xbox 360 und PlayStation 3 erschienen.