Prison Break – The Conspiracy


Das virtuelle Bücken nach der Seife

Videospiel-Portierungen von Filmen und Serien haben ja leider die schlechte Angewohnheit, dass die Gelder offensichtlich primär in die Lizenz geflossen sind. Die Produktionen sind meist sehr schlampig und selbst für Fans der Vorlage nur mit Augenbinde und Ohrstöpseln zu empfehlen. Prison Break will aus diesem unrühmlichen Grundsatz buchstäblich "ausbrechen".



Story:

Tom Paxton befindet sich auf dem Weg in den Knast. Zusammen mit einigen anderen vermeintlichen Verbrechern sitzt er im Bus zum Fox-River-State-Gefängnis, unter ihnen auch Michael Scofield. Paxton wandert jedoch in den Bau weil er einen Auftrag hat. Er ist ein Undercover-Agent und soll Scofield im Auge behalten um herauszufinden, weshalb Scofield tatsächlich im selben Gefängnis eingebuchtet werden wollte, in dem auch dessen Bruder Lincoln Burrows einsitzt. Burrows soll auf dem elektrischen Stuhl landen weil er den Bruder der amerikanischen Vizepräsidentin ermordet hat. Scofield hat beim Bau des Gefängnisses mitgearbeitet und kennt die Anlage bestens. Es ist offensichtlich, dass nicht nur Paxton eine „Mission“ hat.











Spieleindruck:
Von den ersten Momenten an wurde mir eindringlich klar gemacht, weshalb man Umsetzungen von Film- und Fernsehvorlagen besser im Regal liegen lässt. Das Gameplay versucht sich an bekannten Vertretern zu orientieren - ohne auch nur im Ansatz deren Qualität zu erreichen. Immerzu sollen wir uns mit den Mitinsassen prügeln – für Geld und Respekt. Die verdienten Dollars investieren wir in Tattoos, um als authentischer Häftling durchzugehen. Für Abwechslung möchten die Schleich- und Klettermissionen sorgen. Im Stile eines Sam Fishers bzw. einer Lara Croft, umgehen wir Wachen und besorgen Gegenstände für diverse Leute. Werden wir bei der Schleicherei erwischt oder hauen wir einen der Wächter, bricht das Spiel sofort ab und der Abschnitt startet neu - willkommen im Trial&Error-Paradies! Gruselig sieht dabei die technische Seite aus. Die Grafik wäre sogar auf dem Wii oder der PlayStation 2 als „schwach“ zu bezeichnen, für einen aktuellen Xbox-360-, PC- und PlayStation-3-Titel, ist sie jedoch eine absolute Frechheit. Matschige Texturen soweit das Auge reicht, füllen eine karge Spielewelt. Alle nicht-story-relevanten Figuren ähneln sich sehr stark und die Knackis scheinen die eineiigen Kinder von einer Handvoll Eltern zu sein. Technisch passen sie jedenfalls gut zum altbackenen Design. Nerviger sind allerdings die Animationen und das Handling des Protagonisten. Dieser bewegt sich derart hölzern und behäbig, dass er offenbar so viele Stöcke im Arsch hat, dass man eine ganze Schrankwand daraus schnitzen könnte. 











Des Weiteren spielt sich Prison Break sehr linear und man kann sich nur in einem eng-gesteckten Korridor bewegen. Die deutschen Sprecher klingen, passend zum restlichen Game, eher nach "Prison Rape" als "Prison Break". Jedoch, selbst die begnadetsten Synchronsprecher könnten diese lieblosen Dialoge und Story nur unwesentlich atmosphärischer präsentieren. Die restliche Soundkulisse glänzt größtenteils durch Abwesenheit, mit sporadischen Ausreißern. Lobende Worte erhält Deep Silver einzig für die digitale Umsetzung der Hauptakteure der Serie, welche ihren realen Vorlagen schon sehr nahe kommen. Außerdem weiß die Darstellung der Fights zu gefallen. Die Schlägereien wirken zwar überzeichnet, aber dadurch irgendwie energiegeladen und witzig wie in einem Bud-Spencer-Film. Einige Kameraeinstellungen im Spiel sind auch sehr hübsch geworden.















Pro:
+            Hauptdarsteller der Serie grafisch schön umgesetzt
+            Stilechte Kamerafahrten
+            Fights vermitteln Spaß
+            Bekanntes Setting aus der Serie

Contra:
-               Sehr schwache grafische Präsentation
-               Monotones, repetitives Gameplay
-               Lieblose Dialoge und Story
-               Schlechte Animationen
-               Talentfreie Synchronsprecher
-               Spartanischer Einsatz von Soundtrack und Sound allgemein
-               Trial&Error-Frust
-               Sehr linear

Fazit:
Auch wenn ich immer darum bemüht bin, selbst schlechten Games etwas Positives abzugewinnen, musste ich bei Prison Break schon sehr genau hinsehen. Und genau dies kann mitunter schmerzhaft sein, denn die technische Seite von Prison Break ist wirklich mies. Die Darstellung der Boxeinlagen fand ich dann zumindest eine kurze Zeit lang unterhaltsam. Dennoch, selbst beinharten Fans der Serie kann ich das Game nicht guten Gewissens empfehlen - bestenfalls wenn es irgendwann mal, für einen Zehner auf dem Grabbeltisch zu finden ist. (Pascal Scheib)

Prison Break ist für Xbox 360, PlayStation 3 und PC erschienen.