Tom Clancy’s Splinter Cell: Conviction


Wegweisender Stealth-Action-Blockbuster?

Tom Clancy's Splinter Cell wurde 2002 auf der Xbox ins Leben gerufen. CIA-Top-Agent Sam Fisher war so etwas wie der „Solid Snake des Westens“. Denn, auch wenn der „Metal Gear Solid“-Held ebenfalls ein amerikanischer Agent sein soll, so waren die Charaktere und Story doch sehr japanisch gezeichnet. Nach erfolgreicher Einführung, folgten viele weitere Abenteuer auf verschiedenen Systemen. In Conviction kehrt Sam, nach fast vier Jahren Pause, exklusiv auf Microsofts Konsole zurück.



Story:
Sam Fisher hat nach dem tragischen Tod seiner Tochter den Dienst quittiert. Sein alter Arbeitgeber, Third Echolon, denkt allerdings nicht daran, den ehemaligen Spitzen-Agenten, seiner Trauer zu überlassen. Sam entkommt, dank eines Hinweises seiner zwielichtigen Ex-Kollegin, Grim, einem geplanten Angriff. Mühelos schaltet er die Angreifer aus und bekommt beim Verhör des Anführers der Bande, ein wichtiges Puzzleteil zugespielt: seine Tochter Sarah starb nicht durch einen Unfall, sondern wurde ermordet! Sams Jagdtrieb ist geweckt und Rachegelüste lassen ihn die Spur gnadenlos zurück zu den Drahtziehern verfolgen. Dabei deckt er Intrigen, Lügen und Verschwörungen auf, die weit über das Schicksal Sarahs hinausgehen. Vertrauen kann er jetzt nur noch seinem alten Freund und Kameraden aus Militärtagen, Victor Coste.

Spieleindruck:
 Splinter Cell: Conviction ist der erste Teil der Reihe, der eine „ab 18 Jahren“-Einstufung erhalten hat. Und das zu recht, denn der neuste Teil um den Schleichspezialisten Sam Fisher ist deutlich härter, als die vorangegangen Teile. Besonders explizit geht es in den „Verhör-Szenen“ zur Sache, die mehrfach im Spiel auftreten, wenn Sam einen Feind zur Kooperation bewegen und nötige Informationen rauspressen will. Nicht selten kracht dann der Schädel des Gegenübers gegen das Inventar der Umgebung. Dadurch wird ein stückweit Interaktivität mit der Spielewelt vermittelt, allerdings ist bei genauerem Hinsehen, der Radius, in dem man seinen Widersacher gegen Wände, Tische oder auch Waschbecken brutal und blutreich schmettern kann, sehr eng gesteckt und die dazugehörigen Animations-Sequenzen sind zudem gescripted. Technisch wird dies und auch der Rest des Spiels, ebenfalls zweischneidig präsentiert. Innenareale sind sehr ansprechend präsentiert, die Umwelt ist teilweise zerstörbar und nutzbar um Gegner zu erledigen, zudem sehen die Animationen von Sam schön geschmeidig aus, die Außen-Abschnitte offenbaren wiederum einige matschige Texturen. Ebenfalls wirken manche Levels grafisch schwächer, als andere. Als weniger hübsches Beispiel sei hier die „Irak-Mission“ genannt. Möglicherweise merkt man hier dem Spiel die lange Entwicklungszeit an. Immerhin wurden Spielkonzept, als auch Charakterdesign, seit der ersten Vorstellung 2007, stark verändert. Das Gameplay ist deutlich actionorientierter geworden und das Cover-System ähnelt dem von Gears of War sehr. Dennoch sollte das lautlose Töten und unentdeckte Schleichen im Schatten auch in Conviction primär angewandt werden, denn Sam kann nicht allzu viele Kugeln folgenlos schlucken. Dies bringt uns zu einem weiteren Kritikpunkt: „Trial & Error“-Passagen in Kombination mit zu rar gesetzten Checkpoints. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsstufen sorgt dies für Frustschreie und kann schon mal dem einen oder anderen Controller das „Leben“ kosten. Die Feuergefechte sind allerdings spannend in Szene gesetzt und die Gegner-KI arbeitet gut. Interessantes Element ist hier, dass wenn Sam entdeckt wird, er eine Art Geist-Abbild hinterlässt, der anzeigt, wo die Feinde ihn zuletzt gesehen haben. Schleicht Sam nun ungesehen weg, kann er die Gegner von der anderen Seite aufs Korn nehmen, während diese noch auf die alte Position feuern. Ein weiteres innovatives Feature ist die Projektion von Missionszielen, Anweisungen oder auch Story-Rückblenden direkt in die Spieleumgebung. Dieser sehr coole Effekt sorgt dafür, dass man weniger aus der virtuellen Welt herausgerissen wird. 










Erwähnen sollte man allerdings auch den sich ergebenden Nachteil, dass es durchaus passieren kann, dass man diese an die Wand projizierten Videos und Botschaften, schlicht übersehen kann und somit Story-Fragmente verpasst. Was uns zu der größten Schwäche des Games bringt: die Story bzw. deren wirre Erzählweise. Das neue Splinter Cell hat sich komplett einem cineastischen Feeling verschrieben. Dies wird besonders durch die angesprochenen Projektionen erreicht, aber auch durch den nicht chronologischen Erzählstil à la „Memento“. Leider ist die Umsetzung nicht gut gelungen und die Geschichte wird belanglos und vor allem unnötig wirr erzählt, denn dabei sie ist eigentlich alles andere als „überraschend“. Das ist besonders enttäuschend, da die Rahmenstory um den rachsüchtigen Vater, sehr viel Potential hatte. So treibt einen mehr das coole Spielkonzept von Mission zu Mission, als die Spannung, wie die Geschichte wohl letztlich ausgeht. Allerdings, so viel Spaß das Schleichen, Klettern und präzise Töten auch macht, mehr als einmal wird man die Solo-Kampagne kaum durchzocken. Viel zu wenig Wiederspielwert hat Splinter Cell, da es äußerst linear ist und keine Geheimnisse, abseits des immer gleichen Missionsziels: von A nach B zu gelangen, auf Entdeckung warten. Daran wird wohl auch der von Ubisoft angekündigte hohe Fluss an Zusatz-Download-Content, nur marginal etwas ändern. Einige Stunden Extra-Spielspaß gibt es da nur im speziellen Co-Op-Modus zu holen. Lob hat sich Ubisoft für die sehr gute Steuerung verdient. Trotz der Fülle an Möglichkeiten, steuert sich Sam immer sehr intuitiv und einsteigerfreundlich. Außerdem ist der Soundtrack exzellent und auch die Synchronsprecher klingen größtenteils passend.














Pro:
+            Sehr tolle, cineastische Präsentation
+            Modernes actionorientiertes Stealth-Gameplay
+            Gute, intuitive Steuerung
+            Gute Grafik mit teilweisen Schwächen
+            Sehr guter Soundtrack

Contra:
-               Schwache, wirr erzählte Story
-               Teilweise schwache Texturen, besonders in Außenarealen
-               „Trial & Error“-Frust
-               Checkpoints manchmal spärlich gesetzt
-               Sehr linear
-               Kurze Spieldauer

Fazit:
Sam Fisher ist nach fast vier Jahren wieder auf Mission! Die Gameplay-Frischzellenkur tut der Reihe sehr gut und das actionorientiertere, dynamischere Konzept ist zeitgemäß. Weniger gut wurde die Story umgesetzt. Diese wird schlicht zu lieblos erzählt. Das ist besonders enttäuschend, da der Titel immer noch das „Tom Clancy“-Siegel trägt. Sams neue, brutalere Seite ist interessant, allerdings stellt sich hier recht bald ein Gewöhnungsprozess ein. Allgemein verlässt sich Ubisoft bei dem Titel zu sehr auf zu wenige cooler Ideen, die einen Tick zu oft wiederholt werden. Nichtsdestotrotz ist Splinter Cell: Conviction einer der besten Teile der Serie und erwachsene Zocker sollten auf jeden Fall einen Blick reinwerfen. (Pascal Scheib)

Tom Clancy’s Splinter Cell: Conviction (Publisher: Ubisoft) ist exklusiv für Xbox 360 und PC erschienen.